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Adalbert Stifter - Der Nachsommer
Posted on 2010-03-16
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More Der Nachsommer ist der letzte große deutschsprachige Bildungsroman in der Nachfolge von R Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795 / 96). Darin entfaltet Adalbert Stifter sein Konzept einer planvollen Erziehung und umfassenden Bildung, dessen Ziel die harmonische Entwicklung des Menschen ist. Entstehung: Der Roman zählt zu Stifters Spätwerk. Er ging aus Entwürfen für eine Erzählung mit dem Titel Der alte Hofmeister hervor, an der Stifter ab 1848 gearbeitet hatte. Im Roman Der Nachsommer verlagerte er den Schwerpunkt und übertrug die Lebensgeschichte des Hofmeisters Risach auf die Entwicklungsgeschichte des jungen Heinrich Drendorf. Inhalt: Heinrich Drendorf, Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, macht im Rahmen seines Geologiestudiums auf einer Forschungsreise in den Alpen die Bekanntschaft des Freiherrn von Risach, eines einst einflussreichen Staatsbeamten, der zu seinem entscheidenden Erzieher und Mentor wird. Auf Risachs Landgut erweitert und vertieft Heinrich seine wissenschaftlichen und künstlerischen Kenntnisse und lernt Mathilde Tarona und deren Tochter Natalie kennen. Heinrich erfährt, dass Risach einst leidenschaftlich in Mathilde verliebt war, eine Verbindung zwischen den beiden aber nicht zu Stande kam, da ihre Eltern sie damals für zu jung hielten. Risach und Mathilde, die wenige Jahre später einen anderen Mann heiratete, verloren sich daraufhin aus den Augen. Erst nach dem Tod ihres Gatten nähern sie sich einander wieder an und leben nun »in Glück und Stetigkeit gleichsam einen Nachsommer ohne vorhergegangenen Sommer«. Heinrich seinerseits geht mit Natalie eine Ehe ein, die von Harmonie und gegenseitigem Verständnis geprägt ist. Struktur: Der Roman wird aus der Perspektive Heinrichs in der 1. Person Singular erzählt. Der Protagonist und auch die übrigen Figuren bleiben undeutlich in der Charakterisierung und darüber hinaus ohne psychologische Tiefe. Stifter ging es offensichtlich nicht um eine genaue Darstellung der Charaktere oder eine spannende Handlungsführung, sondern um die Präsentation eines Ordnungssystems, in welchem alle dargestellten Bereiche das gleiche Maß der erzählerischen Behandlung verdienen: jene Bereiche, die ihm selbst zum Erlangen eines erfüllten Lebens wichtig erschienen, von handwerklichen Fähigkeiten über die Landwirtschaft bis hin zu Kunst und Religion. Der junge Heinrich gelangt, stets erfüllt von Dankbarkeit gegenüber seinen Lehrern, ohne Widerstand und innere Kämpfe von einer Erkenntnis- und Lebensstufe zur nächsten. Wirkung: Der Nachsommer ist ein radikaler Gegenentwurf zu den Tendenzen seiner Zeit: Den politischen Umbrüchen, naturwissenschaftlich-technischen Neuerungen und der zunehmenden Verunsicherung des Einzelnen stellte Stifter sein Modell einer harmonischen Welt gegenüber, in der Sinnfindung noch möglich zu sein schien. Die rückwärtsgewandte Idylle wurde von den Zeitgenossen nicht verstanden und trug dem Autor den Vorwurf der Weltfremdheit und Langeweile ein. Friedrich Hebbel versprach demjenigen, der das Werk lese, ohne dazu »als Kunstrichter« gezwungen zu sein, »die Krone von Polen«. Friedrich R Nietzsche hingegen hielt es für einen der Romane, die es verdienten »wieder und wieder gelesen zu werden«. Erst im Zuge einer Stifter-Renaissance nach dem Ersten Weltkrieg wurde Der Nachsommer neu gewürdigt, und es blieb der neueren Forschung vorbehalten, seine Qualitäten jenseits ideologischer Kontroversen herauszuarbeiten. R. Mi.
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2.5 out of 5 by Book123 |
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